Wildtierforschung in der Stadt? Was im ersten Moment nach einer ungewöhnlichen Kombination klingt, ist ein wachsender Forschungszweig. Weltweit leben immer mehr Menschen in Städten: 2015 waren erstmals mehr als die Hälfte der Menschheit Stadtbewohner. Die Expansion anthropogen überformter Räume, also vom Menschen stark beeinflusster und veränderter Gebiete, bedeutet für viele Arten einen Verlust von Lebensraum. Gleichzeitig scheinen manche Arten die Fähigkeit zu besitzen, den neuartigen Lebensraum Stadt zu erobern und zuweilen gar explizit für sich zu nutzen. Vom Waschbär über felsenbrütende Vögel bis zum Wildschwein folgen diese Arten uns in das Stadtleben und richten sich als sogenannte Kulturfolger zwischen Menschen und Häusern ein. Dies beschert uns Stadtbewohnern einige faszinierende Wildtierbegegnungen, führt aber auch hin und wieder zu Konflikten, insbesondere da Fuchs, Waschbär und Co in der Stadt oft deutlich größere Dichten erreichen als in ihren ursprünglichen Lebensräumen. Informationen darüber, wie Wildtiere die Stadt nutzen, können dabei Hilfestellungen für Behörden und andere Entscheidungsträger geben, um Mensch-Wildtierkonflikte zu vermeiden oder zu lösen. Darüber hinaus ist die Erforschung von Kulturfolgern für WissenschaftlerInnen auch aus evolutionsbiologischer Sicht interessant. Im Zentrum stehen dabei die Fragen danach, warum manche Arten in der Stadt leben können und andere nicht und wie sich die Tiere durch das Leben in der Stadt hinsichtlich ihres Verhaltens und ihrer Ökologie verändern. In Berlin forschen verschiedene Einrichtungen wie beispielsweise die Technische Universität Berlin zu diesem Thema. Das Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Friedrichsfelde hat dafür sogar eine eigene Arbeitsgruppe „Urban Ecology (Stadtökologie) eingerichtet. Die beteiligten WissenschaftlerInnen erforschen unter anderem die Berliner Stadtfüchse, Fledermäuse, den Berliner Waschbären, Igel sowie den Habicht. Mehr Informationen und Links zu einzelnen Arbeitsgruppen finden Sie in kürze hier.